Warum das Surface Pro 3 kein ideales Tablet ist

Ich besitze nun schon seit einigen Monagen ein Surface Pro 3 und finde das Gerät aus mehreren Gründen für meine Bedürfnisse nicht zufriedenstellen:

  • Gewicht: Das Surface Pro 3 ist verglichen mit einem iPad Air immernoch, kombiniert mit einer Hülle oder mit dem Type Cover 3 immer noch ein richtiger Mocken und wiegt mehr als 1 kg. Hält man das Gerät längere Zeit in einer Hand um es mit der zweiten zu bedienen, wird es schnell schwer und die Handgelenke beginnen schmerzen.
  • Abwärme: Mein Gerät erzeugt auch bei moderater Nutzung eine Menge Abwärme. Die Rückseite wird schon bei moderater Nutzung alles andere als handwarm und der Lüfter läuft ständig. Bei anspruchsvolleren Aufgaben wird das Gerät richtig heiss und der Lüfter noch lauter.
  • Bildschirmgrösse: Genügend gross für ein Tablet, zu klein für den produktiven Einsatz als Notebook. Die Bildschirmgrösse des Gerätes reicht für meine Bedürfnisse im normalen Desktopbetrieb und Produktiveinsatz einfach nicht aus. Normale Deskotp-Apps wie MATLAB, Lightroom, Photoshop oder Spyder (Python IDE) sind auf einer Bildschirmdiagonale von 12″ im 16:09 Format einfach schwer zu Nutzen.
  • Windows 8.1 und Windows 10: Beide Betriebssysteme können auf einem Tablet einfach nicht überzeugen. Zum einen ist das Angebot an Apps sowohl von der Quantität wie der Qualität nicht auf dem Niveau eines iPads oder gar eines Android Tablets. Einerseits läuft ein enorm Ressourcen intensives Betriebssystem auf dem Gerät, welches Prozessor und RAM entsprechend auslastet und schnell zu mehr als nur wohliger Handwärme am Gehäuse des Gerätes führt. Unter dieser Tatsache leidet nicht vorallem die Akkulaufzeit. Auch handelt es sich beim Betriebssystem schlicht und ergreifend um ein Windows Betriebssystem wie wir es alle kennen:
    • Apps hängen und stürzen gerne mal mitten in der Nutzung ab
    • Apps lassen sich manchmal nur nach einem Neustart des Systems überhaupt wieder starten. Von diesem Phänomen oft betroffen sind der App Store, Mail und Calendar.
    • Updates dauern ewig zum installieren
    • die Bildschirm-Tastatur verschwindet und man kann sich am Lockscreen nicht mehr anmelden
    • der Microsoft Edge Browser braucht zeitweise enorm viel Resourcen und lastet den Prozessor gut und gerne zu 20 – 40 % aus, ohne Flash wohlgemerkt (habe ich gar nicht installiert)
    • irgendwelche Hintergrundprozesse brauchen manchmal über 70% der Prozessorleistung und dies im Akkubetrieb über mehrere Stunden
    • Aufwachen aus dem Stand-Bye oder Hybernate wird mit einem Absturz oder Freeze des Betriebssystems quitiert
    • All diese Unannehmlichkeiten habe ich mit Android und speziell iOS nicht: Das System läuft stabil, Apps stürzen selten ab, die Akkulaufzeit ist gut und konsistent, das Gerät wird im Normalbetrieb nicht enorm warm und das System muss nur ganz selten neu gestartet werden. Ich muss der Fairness halber aber anmerken, dass diese Verhaltensweisen und Maken typisch für ein Desktopbetriebssystem sind und meiner Erfahrung nach unabhängig ob Linux, OSX oder Windows. Windows läuft im reinen Desktop-Betrieb aus meiner Sicht am stabilsten, gefolgt von OSX und Linux. Das die Stabilität von OSX meiner Erfahrung nach ungenügend und absolut mangelhaft ist, habe ich bereits in einem anderen Blob-Beitrag beschrieben. Unter Linux stürzt gerne mal der X-Server ab oder bleibt einfach hängen, unabhängig ob Unity, Gnome, KDE oder Cinamon. Das Betriebssystem ist weiterhin lauffähig, jedoch nur im Konsolen-Modus.
  • Type-Cover 3: Das Type-Cover ist zwar eine gute Tastatur mit hervorragendem Trackpad, aber sperrig, schwer und teuer. Das Type Cover 2 wiegt satte 295 g, was beim Gewicht des Surface Pro 3 von 800 g vollen 36.8 % an Mehrgewicht entspricht, welches man herumschleppen muss. Ebenfalls ist es wohl eines der sperrigsten und schwersten Cover, welche zur Zeit für Tablets auf dem Markt erhältlich sind. Will man das Surface nur als Tablet nutzen, muss man das Type-Cover nach hinten klappen. Dies gelingt zwar mühelos, jedoch wird die Haptik der Rückseite durch die anliegende Tastatur beeinträchtigt. Auf Grund des Gewichts des Type-Covers muss man sich zwangsläufig bereits vor der eigendlichen Nutzung des Gerätes entscheiden, ob man das Surface jetzt als Tablet oder Notebook nutzen will, oder man schleppt die ganze Zeit 295 g Mehrgewicht herum.
  • Wegwerf-Hardware: Das Surface Pro 3 hat ein äusserst Reparatur unfreundliches Design, wie sich im Teardown-Review von iFixit unschwer nachlesen lässt und zu recht mit Bewertung 1 gewürdigt wird:
    • Verklebung des Displays muss zuerst mittels Heisluftpistole geöffnet werden um überhaupt an Hardwarekomponenten des Gerätes zu kommen. Dies klappt nur mit äusserster Vorsicht und fachlichem können ohne Glasbruch.
    • Der Arbeitsspeicher lässt sich nicht erweitern und ist direkt auf das Motherboard gelötet.
    • Der Akku ist direkt mit der Rückwand verklebt und lässt sich somit ohne Explosions- und Brandgefahr nicht sicher entfernen.
    • Auf Grund Bauweise des Gerätes kann eine starke thermische Belastung des Akkus, welche sich negativ auf seine Lebensdauer auswirkt, nicht ausgeschlossen werden.
    • Allem in allem handelt es sich um ein typisches Produkt mit geplanter Obsoleszenz oder vom Hersteller definierte Lebensdauer. Zum Thema beplante Obsoleszenz kann ich diese Dokumentation „Kaufen für die Müllhalde“ von Arte nur empfehlen.
    • Ähnliche Wegwerfartikel werden ebenfalls von Apple in Form des MacBook Pro Retina 13″ und 15″ oder des neuen Retina MacBook’s produziert. Berühmtheit hat auch HTC mit seinen Smartphones One, One M8 und One M9 als Hersteller von Wegwerf-Mobiltelefonen erlangt. Ein iPhone 6 von Apple ist im Vergleich dazu ein wahrer Musterknabe.
  • Energiesparprofile: Es lassen sich keine detaillierten Energiesparprofile definieren wie bei bei einem Thinkpad. So lässt sich z.B die Prozessorleistung nicht begrenzen und der Menüpunkt „Erweiterte Energieeinstellungen ändern“ fehlt komplett. Es ist ohne externe Tools, welche die gesamte Stabilität des Systems gefärden können, nicht möglich, den CPU-Takt des Prozessors zu begrenzen um dem Hitzeproblem entgegenzuwirken. Bei meinem Thinkpad T440p ist es ohne Probleme möglich den „maximalen Leistungszustand“ des Prozessors zu berenzen.

Das Surface Pro 3 versucht vieles gleichzeitig zu sein, macht aber sowohl als Tablet wie auch als Notebook nur mässig Freude. Das Gerät macht aber auch einiges richtig, was ich hier gerne auch aufführen möchte:

  • Digitaler Stift: Der digitale Stift von N-trig (übrigens von Microsoft aufgekauft) funktioniert tadellos und ist via AAAA (jawohl 4 A und nicht nur 3 A) Batterie über Bluetooth mit dem Gerät verbunden. Mit dem Gerät in One-Note Notizen zu machen ist wahrlich ein Vergnügen und kommt kommt der Haptik von Stift und Papier näher als jedes andere von mir getestete System. Zudem hat der Stift ein gutes Gewicht, hochwertige Verarbeitung aus Aluminium und liegt gut in der Hand. Der Einzige Nachteil ist die fehlende Befestigungsmöglichkeit am Tablet selber. Einzig über eine optional per Klebeverbindung anbringbare Lasche lässt der Stift sich am Type-Cover 3 befestigen. Man vergisst den Stift gut und gerne mal zu Hause oder in irgend einer Tasche.
  • Flüssige Bedienung: Die Bedienung der Touch-Oberfläche ist äusserst flüssig und angenehm. Die Animationen laufen flüssig und ohne Mikroruckler, anders als bei gewissen Android Tablets. Von der Bediengeschwindigkeit und allgemeinen Rendering-Geschwindigkeit her ist Windows 8.1 und 10 durchaus mit iOS oder Windows Phone zu vergleichen.
  • Speichererweiterung über MicroSD-Karte: Der Speicher des Gerätes lässt sich über einen integrierten microSD-Kartenslot erweitern.